Leuchtturm ARD Augsburg

Arbeitsgemeinschaft Redlicher Diskurs. Für ausgewogene und bürgernahe Medien.

Wahrheit und Menschenwürde: Brief zu Ziffer Eins des Pressekodex

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion, liebe Journalisten und Mitarbeiter der Augsburger Allgemeine,

wir sind in der 35. Woche des Medienmahnmarathons der Bürgerinitiative Leuchtturm Arbeitsgemeinschaft Redlicher Diskurs und haben großen Gesprächsbedarf mit Ihnen, den Mitarbeitern der Augsburger Allgemeine. Wir wollen einen konstruktiven runden Tisch über die Zukunft der Presse und damit über die Zukunft der Demokratie. Leider haben wir von Ihnen bis jetzt keine Rückmeldung erhalten, aber das wird sich sicher noch ändern.

In unserem letzten Brief haben wir Ihnen geschrieben, was einen guten Journalisten ausmacht, nämlich die Einhaltung des Pressekodex. In den folgenden Briefen möchten wir genauer auf die einzelnen Ziffern eingehen. Deswegen befindet sich ab jetzt jedes Mal ein Auszug des Pressekodex im Anhang. Heute also Ziffer 1:

Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse. Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.

Pressekodex, Ziffer 1

Die erste Aufgabe für den Journalismus in Ziffer 1 ist damit die Wahrheit: Journalisten sollen wahr berichten, um das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien zu bewahren. Die ethische Verpflichtung zur Wahrheit geht aber noch weiter: Können sich die Bürger nicht darauf verlassen, dass Nachrichten nach bestem Wissen und Gewissen wahr sind, ist alles möglich: Aus falschem kann man alles folgern, eine gemeinsame Diskursgrundlage ist nicht existent und damit keine Demokratie möglich.

Natürlich lässt es sich darauf zurückziehen, dass die Wahrheit nicht immer klar sei, dass die Zeit für eine Überprüfung nicht reiche, dass Wahrhaftigkeit relativ sei und je nach Standpunk ohnehin andere Wahrheiten vertreten würden und sie oftmals auch schlicht nicht herausgefunden werden kann. Dabei verkennen Sie aber Ihre Aufgabe, es ist genau Ihre redaktionelle Aufgabe, diese Problematiken anzugehen. Ein Startpunkt wäre, all die in letzter Zeit entstandenen unterschiedlichen Wahrheiten an einen Tisch zu bringen und Widersprüche aktiv zu hinterfragen. Wir fragen Sie: Machen Sie das so?

Die zweite Aufgabe für Journalisten aus Ziffer 1 ist die Wahrung der Menschenwürde. Durch die Erfüllung dieses Auftrags hält die Presse die Gesellschaft zusammen. Nur wenn die Würde aller in der demokratischen Diskussion gewahrt wird, kann eine sachliche, lösungsorientierte Diskussion erfolgen, an der alle mit ihren Ideen und Bedenken teilhaben können. Menschen die Würde zu nehmen, nur weil sie andere Positionen vertreten, greift den Kern der Demokratie an. Wir fragen Sie auch hier: Wahren Sie in Ihren Berichten die Würde der Menschen?

Die Augsburger Allgemeine sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Einhaltung dieser Grundsätze keine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit für die Glaubwürdigkeit und das Ansehen der Medien ist. Die Nichteinhaltung dieser Grundsätze kann schwerwiegende Folgen haben, bis hin zum Zusammenbruch der Funktionsfähigkeit unserer Demokratie.

Wir möchten gerne mit Ihnen reden und herausfinden, wie Sie in Ihrer Redaktion dafür Sorge tragen können, dass Wahrheit und Menschenwürde immer Beachtung finden. Wir freuen uns auf Ihr Feedback und einen konstruktiven Dialog über die Zukunft der Presse und der Demokratie. Wir sind jeden Montag um 17:00 und jeden Samstag um 15:30 hier vor Ort zu unseren nächsten Mahnwachen. Des weiteren finden Sie ab heute diesen und alle bisherige Briefe auch online unter leuchtturm-augsburg.de.

Mit freundlichen Grüßen,
im Namen aller Mitstreiter für unsere gemeinsame Zukunft,

Bis demnächst.