Sehr geehrter Herr Herz, sehr geehrte Frau Leinfelder, liebe Mitarbeiter des bayerischen Rundfunks,
wir begrüßen Sie heute erneut von unserem Mediendialog der Bürgerinitiative Leuchtturm „Arbeitsgemeinschaft Redlicher Diskurs“. Wir sind wieder hier, um eine Presse zu fordern, die der Demokratie und dem Frieden dient.
In unserem letzten Brief schrieben wir über die durch unausgewogene Berichterstattung verursachte Spaltung der Gesellschaft, sowie den dadurch entstehenden autoritären Staat. In diesem Brief geht es passend dazu um die Rollenverteilung zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den Sie als Korrespondenten vertreten, und den sogenannten alternativen Medien.
Alternative Medien werden oftmals als besonders unglaubwürdig dargestellt, unter anderem auch durch Ihren Beitrag über das NewsGuard-Ranking mit dem Titel „Das sind die (un)glaubwürdigsten Websites 2022“. Der Bayerische Rundfunk schreibt dort: „Nicht alle Akteure haben ein Interesse daran, dazu Fakten und Informationen zu vermitteln – auch Fake News, Desinformation und Propaganda waren 2022 verbreitet“ [1]. Damit sind von Ihnen natürlich nur die schlecht abschneidenden alternativen Medien gemeint und in keinster Weise Sie selbst.
Dabei übersieht der Bayerische Rundfunk, dass es sich bei dem Phänomen um zwei Seiten der gleichen Medaille handelt. Dadurch, dass Themen und Positionen vom Diskurs im öffentlichen Rundfunk ausgeschlossen werden, setzen alternative Medien einen Gegenpol. Dieser ist als Ausgleich gedacht für die fehlende Information in vorherigen Veröffentlichungen durch Sie und andere große Medienhäuser. Damit ist es schlicht nicht möglich, alternative Medien alleinstehend zu betrachten und damit sofort als „Fake News“ abzuqualifizieren. Sie stehen immer und ausschließlich im Zusammenhang mit den großen ebenso einseitig berichtenden Medien.
Das Problem ist jetzt, dass eben kein demokratischer Diskurs zwischen den Positionen stattfindet. So gibt es keinen sachlichen Korrekturmechanismus für Falschbehauptungen auf beiden Seiten. Alle Seiten drehen nun frei und können die jeweils andere absolut nicht mehr verstehen.
Ein Beispiel dafür wäre Ihre Positionierung zur Coronaimpfung, zu der nun auch die ARD zugeben musste, dass es Impfschäden gibt [2]. Die Spaltung durch die Positionen zeigte sich jedoch zuvor daran, dass etwa in Ihrem Faktenfuchs an vielen Stellen jeder Hinweis auf Nebenwirkungen sofort als Falschmeldung verbucht wurde, während alternative Medien alle möglichen Effekte in Zusammenhang mit der Impfung berichteten.
Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk wäre es jedoch Ihre Aufgabe gewesen, beide Parteien konstruktiv miteinander diskutieren zu lassen, statt eine Position komplett auszugrenzen. Dadurch hätten sich bezogen auf das Beispiel eventuell Lösungen herauskristallisiert, die für alle von Vorteil gewesen wären. Gleichzeitig wären auch in den alternativen Medien gemäßigtere und glaubhaftere Artikel erschienen, da kein Gegenpolbedarf bestanden hätte.
Gerade in diesen Situationen könnten wir den Ausgleich, den echter demokratischer Diskurs bietet, dringend gebrauchen. Deswegen möchten wir Sie mit diesem Brief auffordern: Lassen sie alle Positionen an einem runden Tisch zu Wort kommen. Und führen wir gemeinsam unseren demokratischen Diskurs. Denn nur so kommen wir alle wieder zusammen und können eine Gesellschaft sein.
Mit freundlichen Grüßen,
im Namen aller Mitstreiter für unsere gemeinsame Zukunft,
Bis demnächst.
[1] Lückoff, Janina. Das sind die (un)glaubwürdigsten Websites 2022. Bayerischer Rundfunk, 28.12.2022, abgerufen am 15.03.2023:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-das-sind-die-un-glaubwuerdigsten-websites-2022,TRJp58Y
[2] PlusMinus. Impfschäden – Hohe Hürden für Betroffene. Das Erste, 05.04.2023, abgerufen am 10.04.2023:
https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/impfschaeden-hohe-huerden-fuer-betroffene/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy82OTg1MWY2OC1iZDU4LTQ2NzEtYWVmZS1kNzI0YjZhZDliZDQ